Nachdem doch eine Anfrage kam warum ich so lange nicht mehr geschrieben habe, werd ich also mal wieder was eintragen! Vor allem aber: allen lesenden Muettern (!-?) noch herzlichen Glueckwunsch zum Muttertag! Das war hier ein riesiges Ereignis!!

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Warum ich so lange nicht geschrieben habe liegt auch daran, das hier wie schon gewohnt viele Dinge hier nicht so richtig funktionieren. Das Internet geht staendig aus (warhrscheinlich weil in Deutschland so viel verbraucht wird) und die Behandlungseinheit, bei der jedes geloeste Problem eine Kette weiterer nach sich zieht!

Einige Dinge aber sind klar geregelt. Nachdem wir einmal ueber die Strenge geschlagen hatten, hat uns eine der Nonnen klipp und klar beigebracht: Fruehstueck (café de manha) um 7, Mitagessen (almoço) um 12, Abendessen (jantar) um 6, so.

Anfangs waren wir durch die Zeitumstellung immer sehr frueh wach, mittlerweile haben wir uns an unsere Zeit angepasst. Etwas verspaetet stehen wir um halb 8 auf und machen uns ans Fruehstuck. Da ist es schon hell, Tag ist hier etwa von 5-18 Uhr. Haeufig gibt’s Kaffee, schneeweisse, ultraluftige Broetchen, eventuell eine Kochbanane und immer wieder Variationen eines Breis der irgendwo zwischen Porridge und Pudding anzusiedeln ist. Lecker auch der Sehnenspeck mit Zwiebeln.

Generell ist das Essen hier aeusserst fleisch- und kohlenhydratlastig (der Mensch ist kein Beilagenesser), ausserdem klar definiert was man wann zu sich nimmt!

Mittags gehoert unbedingt der Stolz der brasilianischen Kueche dazu: Feijao. Bohnen in einer Sosse, evtl mit Zwiebeln und meist irgendwelchen Fleischstuecken. Wir haben schon Fernsehsendungen gesehen in denen es darum zu gehen schien in welcher Stadt der groesste und beste Topf mit Feijao (bzw Feijoada) gekocht wir. Dazu gibt’s so gut wie immer Galinha, Huehnchen, meist als Keulen und Brueste, wenn jemand mit total abgefahrenen Ideen in der Kueche arbeitet auch mal geschnezelt mit Sahnesosse.

Reis, Kartoffeln unterschiedlicher Sort, auch Suesskartoffeln, noch mehr weisse Broetchen. Evtl auch ein bisschen Salat und als Desserst vielleicht Melone.

Abends meist das Essen vom Mittag, ergaenzt durch eine Nudelsosse mit Gemuese und Kochfleisch.

Beliebt ist generell alles was einfach ist. Ein Kaffee kann schon mal aus Nescafepulver bestehen, dazu Milchpulver und fluessiger Suessstoff.e.2

Gerne lass ich mich noch vom Gegenteil ueberzeugen, bisher hat mich die brasilianische Kueche aber nicht gerade vom Hocker gerissen – wenn auch die Kuechenfrauen immer sehr nett sind und ganz genau hinschauen, und kontrollieren, dass wir auch von allem und besonders viel Fleisch auf dem Teller liegen haben.

Bei lauter Ausschweifem ueber das Essen muss ich aber wieder oben anknuepfen, denn natuerlich arbeiten wir (wenn man uns die Moeglichkeit laesst) auch fuer unser Brot! Das heisst etwa von 8:30-11:30 und von 13:30-16:30 Uhr.

Den Grossteil der Klassenlisten die uns gegeben wurden haben wir schon abgearbetet, jetzt versuchen wir noch die Kinder die sich bisher geweigert haben auf den Stuhl zu bekommen…oft die, bei denen es viel zu tun gibt. Von allein und sehr gern kommen in der Regel Kinder mit guten Zaehnen, mittlerweile gehen wir in die Unterrichtsraeume ud rufen Gesichter oder Namen von der Liste die uns noch unbekannt sind einfach auf. Die meisten kommen auch mit, beliebter ist es aber als Ajudante, Gehilfe, einfach nur ein bisschen entspannte Zeit mit den Tios zu verbringen.

Die Therapieoptionen sind, da wir Kinder behandeln und nur eingeschraenkte Moeglichkeiten haben, recht einfach. Milchzaehne werden mit Zement gefuellt oder gezogen, bleibende Zaehne bekommen meistens eine Amalgamfuellung.

Als Freundschaftsdienst behandeln wir abends manchmal noch die Waechter der Einrichtung, die sich ja schliesslich um unsere Sicherheit kuemmern und teilweise zu unseren guten Freunden gehoeren…wurde uns leider heute verboten, nur Kinder!

Kinder behandeln ist einerseits toll, andererseits sehr anstrengend. Klar hat man als Kleines erst recht (verstaendlichweise;) Angst vorm Zahnarzt. Also ist, wenn wir eine riesige Baustelle sehen und das Kind auf einmal die Zaehne nicht mehr auseinanderbekommt, manchmal Kreativitaet bis zur Verzweiflung gefordert.

Trotz vieler vergossener Traenen erfreuen wir uns zum Glueck doch recht grosser Beliebtheit. Wir werden gedrueckt, gekuesst, umarmt und sind jederzeit willkommen. Auch nachtragens ist eigentlich niemand.

Aufpassen muessen aber wenn es um Fussball geht. Saison ist hier fast das gesamte Jahr ueber. Zwischen den besten Vereinein wird die nationale Meisterschaft ausgetragen, die staerksten Vereine eines Bundesstaates spielen den den Rest der Zeit die lokale Campeonato untereinander aus.

In Recife gibt es gleich drei Vereine die im lokalen Wettbewerb erstklassig spielen, zwei davon sogar in der brasilianischen Meisterschaft.

Zum Halbfinale zwischen Sporting sind wir ins Stadion gegangen. Es war das entscheidende Rueckspiel, trotzdem ein recht ereignisloses Gekicke. Am aktivsten waren ueber lange Zeit die Sanitaeter, die mehrmals angeblich stark verletzte Spieler retten mussten. Erst als die Sonne untergegangen und es weniger heiss wurde wuerde ich den Spielern (darunter Marcelinho von Herta) ernsthafte sportliche Betaetigung unterstellen 😉

Die meisten Kinder hier sind Fan von Sporting. Man begruesst sich mit „Schporti“ und verschraenkt als Zeichen die Arme uebereinander.Sporting

Die Trauer war gross, nachdem Sporting das Finale gegen Santa Cruz verloren hat. Aus Spass wollten wir daraufhin Fans von Santa werden – ein Spass der ueberhaupt nicht gut ankam: einige unserer besten kleinen Freunde und Freundinnen wollten uns daraufhin ersthaft und komplett die Freundschaft entziehen.

Ansonsten verwahrlosen wir weiter, aber Bart und Weisheit wachsen…IMG_2319

One Response to “”

  1. Vers.trahler sagt:

    Oh ich werde sogar indirekt erwähnt!
    Schön mal wieder was zu lesen. Langsam wird es aber Zeit, dass Du zurück kommst! Aber den Schnurrbartkannst Du gerne behalten, der steht dir wirklich exzellent!

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