Der Abschied naht und jeden Tag werden wir gefragt wann wir weggehen.
Obwohl wir natuerlich fuerchterliche Quaelgeister waren wurde uns schon verboten einfach abzuhauen. Die Muender sind zum Grossteil kontrolliert und sarniert, gegen Ende wurde es aber immer schwieriger die Kleinen von der Behandlungsnotwendigkeit zu ueberzeugen…es sind vor allem die Kinder uebrig, die sich gar nicht ins Behandlungszimmer getraut haben, evtl schon bei der Ankuendigung das Gesicht terrorisiert verziehen oder mitkommen und dann ploetzlich den Mund einfach nicht mehr aufbekommen. Manchmal hilft gutes Zureden, manchmal helfen Drohungen wie, wenn die Mama oder andere „Vertrauenspersonen“ dabei sind…sehr haeufig hilft aber auch nichts. Dann koennen auch wir eben nur abwarten und hoffen, dass die Einsicht nicht zu spaet kommt.
Seit Anfang Juni sind wir naemlich auf Reise durch Brasilien, anschliessend noch ein Blick nach Bolivien und Peru. Die Stationen scheinen aber recht regelmaessig besetzt zu werden –immer dann, wenn sich jemand freiwillig meldet. Fuer unsere Schule sind angeblich schon im September die naechsten deutschen Zahnaerzte eingeplant.
Dass Reisen genau wie das Leben nicht frei von Gefahren ist sollte eigentlich verstaendlich sein. Sicherlich werden auch in Brasilien mehr Straftaten registriert als in Europaeischen Laendern und ein bisschen Vorsicht ist sicherlich gesund. Wir aber werden hier staendig und von allen gewarnt bloss niemand anderem als dem Redner selbst zu vertrauen und bloss vorsichtig zu sein! Als wirklich gefaehrlich haben wir die Strassen von Recife am eigenen Leib aber nicht erlebt. Bis auf wenige Ausnahmen haben wir uns trotzdem auf die Ausgehzeit bis 22 Uhr beschraenkt. Ausser einem vermutlich vom Bartisch weggeklauten Geldbeutel ist uns nichts abhanden gekommen. Gefaehrlicher moegen vielleicht die Straende sein, an denen man schon mal aufpassen muss nicht ordentlich geneppt zu werden oder wenn man doch ein bisschen die Haiwarnung beherzigt und nicht so weit ins Meer hinausschwimmt. Warum die Brasilianer das Meer aber lieber vom Strand aus betrachten liegt wohl eher daran, dass sehr viele nicht schwimmen koennen , in der Tat ist aber der Strand von Boa Viagem (ein Stadtstrand in Recife) einer der weltweit beruechtigsten fuer Haiangriffe.
Die wenigsten enden allerdings toedlich, der Mensch gehoert nicht zur gewoehnlichen Haibeute, Grund ist wohl vor allem die Entziehung der Lebensgrundlage, Zerstoerung der Mangrovenwaelder etc. Also bleibt man besser im ufernahen Gewaesser und schwimmt nicht hinter die Riffe raus, was aber sowieso kaum ein Brasilianer tut, allein schon mangels an Faehigkeit zu schwimmen.
Am gefaehrlichsten ist fuer Gringos aber immer noch die Sonne. Nach einigen heftigen Vorfaellen zu Beginn geh ich jetzt gar nicht mehr in die Sonne. Zu schnell glueht man camarão-krabbenrot.
Fuer Sonnencreme, daheim ja eher ein Pfennigprodukt, greift man hier mit gern ueber 10 Euro tief in die Tasche.
Aeusserst beeindruckend finde ich, wie die Brasilianer das Beschaeftigungsproblem angehen. Beinahe koennte ich mir vorstellen, dass da auch die ein oder andere nette Taetigkeit fuer tatenlose in Europa dabeisein koennte. Zum einen gibt es ueberall fuer alles Verkaeufer Wer z.B nur ein bisschen Geld uebrig hat legt sich irgendetwas zu, was er dann weiterverkauft. Seien es Schokoriegel in der U-Bahn, Eis am Strand, Raubkopiecds auf einem Platz oder Erdnuesse abends in einer Bar.
Fisch-, Krabben- oder Shrimpsverkaeufer wuerde ich da schon fast als Ausbildungsberuf bezeichen.
Generell kann man ueberall Personal einstellen wo etwas betaetigt werden muss. Statt Schliessfaecher gibt es Garderobenpersonal, im Aufzug nimmt ein freundlicher Aufzugsfahrer das gewuenschte Stockerk entgegen und betaetigt den Druckknopf.
Steht man an der Ampel wird man durch freiberufliche Breakdancetaenzer unterhalten, oder durch engagierte Werbemaenner und –damen unterhalten, die in Rotphasen mit Plakaten und Postern auf die Strasse stuermen.
Auch Busfahren ist viel einfacher, da der Fahrer nur fuer das Steuern des „Onibus“ zustaendig ist, ein Begleiter sitzt neben dem Drehkreuz und kassiert die Reisenden ab. So zumindest im Stadtverkehr.
Ueberall gibt es Aufpasser, anstatt die in Ubahn oder Museum die Automaten oder das Drehkreuz wieder auf Trab zu bringen wird lieber ein Kartenabreisser eingestellt.
Wer Auto faehrt laesst sich natuerlich betanken. Erfahrene Autofahrerhaben mir schon bestaetigt noch nie selbst getankt zu haben. Es wurden Zweifel geaeussert ob alle Brasilianer dazu imstande seinen…










Die Kinder sind wahnsinnig suess, sobald wir uns blicken lassen wird nach uns gerufen: “Tio, tio, tio”, werden gedrueckt und alle wollen ajudante, Gehilfe, sein.
Nachdem ich am Ostermontag noch schnell einen neuen Reisepass bekommen konnte, konnte die Reise doch wie geplant losgehen! Flug mit TAM war ordentlich (Brasileiro? Nao!) und ich bin gut in Sao Paulo angekommen. Natuerlich verspaetet, der Anschlussflug war weg und der gute zum Abholen bestimmte Fahrer durfte fuenf Stunden am Flughafen auf mich warten. Zum Glueck wird Recife stuendlich angeflogen…